Sonntag, 28. Dezember 2025

Der Speicherbedarf in einem 100 %-Erneuerbare Energiesystem

Ernst Schriefl

Dieser Text ist der zweite Teil des Kapitels "Keine Angst vor Dunkelflauten und Blackout? - Der enorme Speicherbedarf für die Energiewende" aus meinem Buch "Raus aus Kohle, Öl und Gas - aber wie? Die Dilemmata der Energiewende". Er beschäftigt sich damit, wie hoch der Speicherbedarf in einem 100-%-Erneuerbare Energiesystem sein müsste, bezogen auf die Verhältnisse in Deutschland. Am Ende folgt ein Fazit, das sich auf das gesamte Buchkapitel bezieht.

Das Buch ist im Dezember 2025 im Büchner Verlag erschienen. Hier der Link zur Vorstellung des Buchs auf der Homepage des Büchner Verlags: https://www.buechner-verlag.de/buch/raus-aus-kohle-oel-und-gas-aber-wie


Kommen wir nun nach diesem Exkurs zur Blackout-Thematik zurück zur Frage des Speicherbedarfs in einem Energiesystem, das zur Gänze (oder fast zur Gänze) auf erneuerbaren Energien basiert. Eine bedeutende Arbeit in dem Zusammenhang, die durchaus auch ins Kreuzfeuer der Kritik geriet, ist jene von Hans-Werner Sinn aus dem Jahr 2017, mit dem Titel »Buffering volatility: A study on the limits of Germany’s energy revolution«[1].

Man darf sich die Arbeit von Hans-Werner Sinn nicht als Versuch vorstellen, eine möglichst realitätsnahe und umsetzbare Speicherstrategie für Deutschland zu beschreiben, sondern eher als Gedankenexperiment: Wie hoch wäre der Bedarf an Pumpspeicherkapazität, wenn Deutschland versuchen würde, die Stromerzeugung zu einhundert Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken?[2] Pumpspeicher als die Speicheroption der Wahl heranzuziehen, ist zunächst naheliegend, da Pumpspeicher bislang den – bei weitem – größten Anteil an Speicherkapazität stellen und außerdem relativ effizient arbeiten[3]. Weiters nimmt Sinn an, dass 11 Prozent der Stromerzeugung aus den »anderen Erneuerbaren«, nämlich Biomasse, Wasserkraft und Abfälle, stammt, während der Rest (also 89 Prozent) durch Windenergie und Photovoltaik produziert wird und dass keine Abregelung erfolgt. Alle Überschüsse aus Wind und Solar werden also zwischengespeichert. Die Datengrundlage stammt aus dem Jahr 2014 – sowohl was die Produktionscharakteristik von Wind und Solar als auch die Stromnachfrage betrifft. Sinn berücksichtigt also die sehr wahrscheinliche deutliche Erhöhung der Stromnachfrage aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung noch gar nicht.

Das Ergebnis seiner Analyse ist, dass unter den oben dargelegten Annahmen Pumpspeicher mit einer Kapazität von 16,3 Terawattstunden (TWh) vorhanden sein müssten, um – im Sinne des Titels seines Artikels – die »Volatilität abzupuffern«. Da 16,3 TWh eine nicht unmittelbar vorstellbare Energiemenge sind, ist es hilfreich, diese Zahl in Relation zu bekannten Größen zu setzen, um ein Gefühl für die Größenordnung dieser Energiemenge zu bekommen. Zurzeit sind in Deutschland 35 Pumpspeicher-Kraftwerke mit einer gesamten Kapazität von 0,038 TWh in Betrieb[4]. Eine Speicherkapazität von 16,3 TWh würde also theoretisch bedeuten, dass die Zahl der Pumpspeicher-Kraftwerke in Deutschland um den Faktor 429 erhöht werden müsste, was den Betrieb von mehr als 15.000 Pumpspeicher-Kraftwerken der derzeitigen Größe bedeuten würde.

Dass das nicht möglich ist, ist offensichtlich. Bereits der geplante Bau eines einzigen weiteren Pumpspeicherkraftwerkes in Deutschland (am Jochberg in den bayrischen Alpen) rief heftigen Widerstand in der Bevölkerung hervor[5]. Selbst wenn man den Widerstand in der Bevölkerung gegenüber derartigen Projekten ignorieren würde, wäre das Ausbaupotenzial für Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland aufgrund der geographischen und geologischen Gegebenheiten sehr begrenzt.

Eine weitere Möglichkeit, sich eine Speicherkapazität von 16,3 TWh zu veranschaulichen, besteht darin, diese in Bezug zum aktuellen Stromverbrauch zu setzen. Im Jahr 2023 betrug der Bruttostromverbrauch in Deutschland 521 TWh[6]. Eine Speicherkapazität von 16,3 TWh bedeutet also, dass 3,1 Prozent des gesamten jährlichen Stromverbrauchs Deutschlands gespeichert werden könnten. Auf ein ganzes Jahr bezogen entsprechen diese 3,1 Prozent der Zeit von etwa 11,3 Tagen. Da an einem typischen Wintertag der Stromverbrauch höher ist als im Jahresschnitt, entspricht die von Sinn errechnete Speicherkapazität in etwa dem Stromverbrauch von 10 Wintertagen. Mit diesem Speichervermögen könnte also eine Dunkelflaute von etwa 10 Tagen überbrückt werden (was allerdings nur für das Verbrauchsniveau des Jahres 2023 gilt).

Es ist nicht überraschend, dass die Analysen von Hans-Werner Sinn Kritikerinnen und Kritiker auf den Plan gerufen haben. Im Juni 2018 konterte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit dem Debattenbeitrag »Die Energiewende wird nicht an Stromspeichern scheitern«. Die Autoren des DIW kommen darin zu der Schlussfolgerung[7]:

»So droht einer aktuell diskutierten Analyse Hans-Werner Sinns zufolge der weitere Ausbau der Wind- und Solarenergie in Deutschland aufgrund fehlender Stromspeicher an eine Grenze zu stoßen. In diesem Beitrag wird gezeigt, dass der dabei ermittelte Speicherbedarf aufgrund methodischer Schwächen weit höher liegt als in anderen relevanten Studien. Er kann um rund zwei Größenordnungen niedriger ausfallen, wenn eine moderate Abregelung erneuerbarer Stromerzeugungsspitzen erlaubt wird, wenn also nicht jede von Windkraft- und Solaranlagen erzeugbare Kilowattstunde eingespeichert werden muss. Zudem können neue flexible Stromnachfrager den Speicherbedarf noch deutlich weiter verringern. Der Stromspeicherbedarf stellt somit, anders als von Hans-Werner Sinn behauptet, kein Hindernis für den weiteren Fortgang der Energiewende dar

Interessanterweise wird die Richtigkeit der Berechnungen von Hans-Werner Sinn vom DIW bestätigt, aber es wird kritisiert, dass Sinn zwei unrealistische Extremfälle hergenommen habe: nämlich einerseits den Fall, dass gar nicht gespeichert wird (und überschüssiger Strom aus Wind und Sonne abgeregelt, also quasi weggeworfen werden muss) und andererseits den Fall, dass der gesamte überschüssige Strom gespeichert wird (und auf Basis dieser Annahme resultiert der bereits oben erwähnte Speicherbedarf von 16,3 TWh).

Die Hauptargumentation des DIW liegt darin, dass bereits bei einer moderaten Abregelung von wenigen Prozent (das heißt, über einer gewissen Erzeugungsleistung werden Anlagen abgeschaltet und eine Strommenge von einigen Prozent wird »weggeworfen«) der Speicherbedarf deutlich geringer ausfallen könne, um bis zu zwei Größenordnungen (also um den Faktor 100). Außerdem hätte Sinn verschiedene Flexibilitätsoptionen nicht berücksichtigt, insbesondere »P2X«, also die Produktion von Wasserstoff aus überschüssigem bzw. fluktuierendem erneuerbarem Strom (zur Eigenwilligkeit dieses Arguments in Kürze mehr).

Die Autoren des DIW-Artikels werfen der Arbeit von Hans-Werner Sinn methodische Schwächen vor, aber dieser Ball ist zurückzuspielen: Die Replik des DIW weist selbst erhebliche methodische Schwächen auf. Erstens legt der Beitrag des DIW den alleinigen Fokus auf die Abregelung und damit auf die Frage, was mit Stromüberschüssen zu tun sei bzw. wieviel von diesen abgeregelt (also im Grunde weggeworfen) werden soll. Die Frage, wie mit Defiziten in der Stromversorgung (bei geringem Angebot an Wind- und Sonnenenergie) umgegangen werden soll, wird gar nicht thematisiert. Selbst unter dieser eingeschränkten Sichtweise ist es nicht richtig, dass der vom DIW errechnete Speicherbedarf um zwei Größenordnungen unter den Ergebnissen von Hans-Werner Sinn liegt. Bei einem Anteil der fluktuierenden Erneuerbaren (Wind und PV) von 90 Prozent[8] kommt das DIW auf einen Speicherbedarf von ca. 1,1 TWh. Diese 1,1 TWh liegen etwa einen Faktor 15 und damit nur mehr eine Größenordnung unter den 16,3 TWh. Und sie werden mit 22 Prozent Abregelung »erkauft«. 22 Prozent, also mehr als ein Fünftel des erzeugten Stroms abzuregeln und damit wegzuwerfen, ist bereits ein erheblicher Anteil. Die sehr geringen vom DIW errechneten Speicherkapazitäten bei moderater Abregelung (von 4 bis 8 Prozent) sind nur bei mittleren Anteilen der fluktuierenden Erneuerbaren Wind und PV an der gesamten Stromversorgung (50 bis 60 Prozent) möglich. Je mehr es in Richtung Vollversorgung geht, desto mehr steigt selbst bei alleinigem Fokus auf Abregelung der Speicherbedarf erheblich.

Zweitens ist der Umgang mit P2X, also Power-to-X, im Debattenbeitrag des DIW sehr irreführend. Power-to-X, das Betreiben von Elektrolyseuren zur Erzeugung von Wasserstoff (oder anderen »grünen Gasen«) mit überschüssigem bzw. fluktuierendem Strom, wird als zusätzliche Flexibilitätsoption beschrieben, die den Speicherbedarf reduziert. Wie aber bereits in Teil 2 ausgeführt wurde[9], soll gemäß den »Big 5« und anderen Szenarien ein Teil des durch P2X erzeugten Wasserstoffs bei Bedarf (Strommangel) rückverstromt werden. Dieser rückverstromte Wasserstoff müsste also der saisonalen bzw. der Langzeitspeicherung zugerechnet werden, was das DIW aber nicht tut. Die Analyse des DIW hinkt in dieser Hinsicht mehrfach. Einerseits wird so getan, als bräuchte man Langzeitspeicherung gar nicht. Zumindest wird deren Notwendigkeit im Artikel des DIW nicht erwähnt und die Grundszenarien des DIW kommen gänzlich ohne P2X aus. Andererseits wird so getan, als hätte P2X nichts mit Speicherung zu tun (im Gegenteil wird bei Einsatz von P2X der Speicherbedarf in der Darstellung des DIW sogar reduziert).

Wenn aber von den 100 TWh, die gemäß der Darstellung des DIW beispielhaft in P2X gesteckt werden sollen, nur 20 Prozent dafür vorgesehen sind[10], wieder rückverstromt zu werden, würden damit etwa 14 TWh an Wasserstoff (unter Berücksichtigung von Umwandlungsverlusten) erzeugt, die zwischengespeichert würden und damit eigentlich der Langzeitspeicherung zuzurechnen sind. Damit wäre man den 16,3 TWh in der Arbeit von Sinn schon sehr nahe gerückt. Während das DIW die Arbeit von Hans-Werner Sinn dahingehend kritisiert, dass der dort ermittelte Speicherbedarf viel zu hoch sei, kommen andere Analysen zu dem Schluss, dass der gesamte Speicherbedarf (insbesondere für die Langzeit- bzw. saisonale Speicherung) noch deutlich höher sein müsste (siehe unten). Die von Hans-Werner Sinn ermittelten 16,3 Terrawattstunden sind also eher nur als untere Grenze für den gesamten Speicherbedarf zu sehen.

Die Frage des Speicherbedarfs für den Ausgleich von Defiziten wird explizit in der bereits (im Zusammenhang mit der Länge kritischer Versorgungsperioden) besprochenen Arbeit von Oliver Ruhnau und Staffan Qvist behandelt[11]. Die beiden Forscher beschäftigen sich mit der Frage, wie der Speicherbedarf einer Stromversorgung, die zu einhundert Prozent auf erneuerbaren Energien beruht, gedeckt werden könnte. Es wird dabei ein fiktiver Erzeugungsmix und ein fiktiver Lastgang für das Jahr 2030 angenommen[12]. Der geographische Bezugsrahmen ist Deutschland. Basierend auf Wetter- und Stromerzeugungsdaten einer langen Zeitreihe (von 1982 bis 2016), ergänzt mit einem Kostenoptimierungsmodell, kommen Ruhnau und Qvist zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

Die gesamte Speicherkapazität beträgt 56 Terawattstunden und teilt sich folgendermaßen auf: Wasserstoff (54,8 TWh), Pumpspeicher (1,3 TWh)[13] und Batteriespeicher (0,059 TWh oder 59 GWh). Mit einem Anteil von beinahe 98 Prozent ist Wasserstoff also die bei weitem bedeutendste Speicheroption. Interessant ist auch, dass die von Ruhnau und Qvist ermittelte Speicherkapazität etwa um den Faktor 3,5 über den 16,3 TWh liegt, die Hans-Werner Sinn errechnet hat.

Das riesige benötigte Volumen an Wasserstoff soll gemäß Ruhnau und Qvist in Salzkavernen gespeichert werden. Die Umwandlung des Wasserstoffs zu Strom (bzw. die Rückverstromung) passiert in Gaskraftwerken[14]. Aufgrund der damit verbundenen Umwandlungsverluste beträgt die Strommenge, die aus dieser gesamten Speicherkapazität von 56 TWh produziert werden kann, »nur« mehr 36 TWh. Mit diesen 36 TWh ließe sich der Stromverbrauch in Deutschland für etwa 25 Tage decken (zumindest wenn man den Stromverbrauch aus 2023 zugrundelegt). Was den maximalen Überbrückungszeitraum durch Speicherung betrifft, kommen auch andere Studien zu ähnlichen Ergebnissen von 12 bis zu 32 Tagen[15].

Neben der benötigten Speicherkapazität lässt sich die Dimension des Aufwands für die Integration der fluktuierenden Erneuerbaren (Wind und Photovoltaik) noch durch eine weitere Kennzahl veranschaulichen. Nur 65 Prozent (bzw. 455 TWh) des im Modell von Ruhnau und Qvist gesamten erzeugten Stroms fließen in den direkten Verbrauch für Nutzanwendungen aller Art, der Rest wird zwischengespeichert (23 % bzw. 160 TWh) oder abgeregelt (12 % bzw. 84 TWh)[16]. Trotz der großzügig bemessenen Speicherkapazität muss also auch im Modell von Ruhnau und Qvist ein erheblicher Anteil des erzeugten Stroms abgeregelt werden. Der zwischengespeicherte Strom dient überwiegend dem Betrieb von Elektrolyseuren, mit deren Hilfe Wasserstoff erzeugt wird. Mit kleineren Anteilen des zwischengespeicherten Stroms werden Batterien geladen oder in Pumpspeicherkraftwerken Wasser hochgepumpt.

Ruhnau und Qvist merken an, dass in ihrem Modell noch keine Umstellung auf eine Vollversorgung mit einhundert Prozent Erneuerbaren für alle Sektoren erfolgt ist. In den Bereichen Verkehr, Wärme und Industrie gibt es also noch einen gewissen Anteil an fossiler Energie. Daher ist davon auszugehen, dass die von ihnen ermittelten Werte im Vergleich zu einem Energiesystem, das noch stärker elektrifiziert ist, eher eine Unterschätzung darstellen.

Die von Ruhnau und Qvist ermittelten Werte für den Speicherbedarf, insbesondere für Wasserstoff als Medium der Langzeitstromspeicherung, mögen auf den ersten Blick sehr hoch erscheinen, werden aber durch die Ergebnisse der »Big 5«-Studien durchaus bestätigt. Zunächst ist erstaunlich, dass es gar nicht so einfach ist, aus den »Big 5«-Studien herauszufinden, wie hoch der gesamte Speicherbedarf in den verschiedenen Szenarien eigentlich ist. Das gilt insbesondere für die Langzeit- bzw. saisonale Speicherung. Wenn man nach diesen Begriffen in den Studien sucht, findet man nur magere Ergebnisse.

Einzig der Ariadne-Report verwendet eine Terminologie, die die Dinge beim Namen nennt und daher aus meiner Sicht klar zu bevorzugen ist. Hier ist von Kurzzeitspeichern im Stromsystem[17] in Form von stationären und mobilen Batterien und Pumpspeicherkraftwerken und von Langzeitspeichern in Form von saisonalen Wasserstoffspeichern die Rede[18]. Hier findet sich auch der kurze Hinweis, dass für die unterirdische Langzeitspeicherung Salzkavernen am besten geeignet sein dürften[19].

Auch wenn der Begriff der »Langzeitspeicherung« (oder der saisonalen Stromspeicherung) in den »Big 5«-Studien vermieden wird, wird man unter Schlagworten wie »Versorgungssicherheit«, »regelbare Kraftwerksleistung«, »Flexibilitäten« oder »Verwendungsarten von Wasserstoff« schließlich fündig. Wie in Abb. 19 bereits gezeigt, fließen gemäß den »Big 5«-Studien große Wasserstoffmengen in den Energiewirtschafts- bzw. Umwandlungssektor, wovon der überwiegende Teil für die Rückverstromung von Wasserstoff in wasserstofffähigen Gaskraftwerken eingesetzt werden soll[20]. Wasserstoffmengen mit einem Energieinhalt zwischen 78 und 206 TWh kommen gemäß den »Big 5«-Szenarien für diesen Anwendungsbereich zum Einsatz, im Schnitt sind es 127 TWh. Selbst wenn man den »Ausreißer« mit 206 TWh weglässt, liegt man noch bei einem Durchschnittswert von 114 TWh. Oder – wenn man noch etwas abrundet und es auf eine leicht merkbare Zahl reduziert – lässt sich sagen, dass (gemäß den »Big 5«-Studien) eine Wasserstoffmenge mit einem Energieinhalt von etwa 100 TWh für die Rückverstromung benötigt wird, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Damit sind die »Big 5«-Studien – zumindest in der Größenordnung – nicht weit von den Ergebnissen der Arbeit von Ruhnau und Qvist entfernt, wobei man mit einem direkten Vergleich der genannten Zahlen zunächst etwas vorsichtig sein muss. Denn die genannten 55 TWh bei Ruhnau und Qvist betreffen die Speicherkapazität für Wasserstoff, während die etwa 100 TWh in den »Big 5«-Studien jene Wasserstoffmenge betreffen, die in Summe in einem Jahr der Rückverstromung zugeführt werden soll. In den »Big 5«-Studien gibt es keine expliziten Angaben zur Speicherkapazität für die Langzeitspeicherung.

Die Speicherkapazität beschreibt die Größe des Reservoirs, das man sich im Fall von Wasserstoff beispielsweise als riesige unterirdische Salzkaverne vorstellen kann. In dieses Reservoir wird Wasserstoff eingespeichert und bei Bedarf wieder entnommen. Bei einem saisonalen Speicher wird idealtypisch während der Saison mit Energieüberschüssen (hauptsächlich im Sommerhalbjahr) eingespeichert, während in der Saison mit Defiziten aus dem Speicher entnommen wird. Daneben kann aber auch »zwischendurch« in kleineren Zeiträumen abwechselnd eingespeichert und entnommen werden, sodass die gesamte aus dem saisonalen Speicher während eines Jahres entnommene Menge größer sein kann als dessen Kapazität.

Ruhnau und Qvist berechnen als Wert für »storage discharge«, die Strommenge, die allen Speichern – Wasserstoff, Batterien, Pumpspeichern – im Laufe eines Jahres entnommen wird, 92 TWh[21]. Mit diesen 92 TWh ist man den 100 TWh Wasserstoffverwendung für Rückverstromung in den »Big 5«-Studien bereits erstaunlich nahe. Wenn man davon ausgeht, dass das Verhältnis von Speicherentnahme und Speicherkapazität bei Ruhnau und Qvist einigermaßen richtig eingeschätzt wird, dürfte auch die notwendige Speicherkapazität für Wasserstoff in den »Big 5-Studien in einem ähnlichen Bereich wie bei Ruhnau und Qvist liegen, nämlich bei über 50 TWh.


Fazit

Die Thematik des Speicherbedarfs in einem 100%-Erneuerbare Energiesystem betreffend, lässt sich also folgendes Fazit ziehen:

1.

Aus jetziger Sicht sind die drei wichtigsten Optionen zur Stromspeicherung Pumpspeicherkraftwerke, Batteriespeicher[22] und Wasserstoff, der bei Bedarf in wasserstofffähigen regelbaren Gaskraftwerken rückverstromt werden kann. Abgesehen von Wasserstoff könnte diese Funktion der Rückverstromung auch mit anderen »grünen Gasen«, wie synthetischem Methan, durchgeführt werden. Synthetisches Methan beruht in der Herstellung auch auf Wasserstoff, benötigt aber als weiteren Umwandlungsschritt jenen der Methanisierung und ist daher noch aufwändiger als Wasserstoff herzustellen.

Das Ausbaupotenzial von Pumpspeicherkraftwerken in Europa ist sehr begrenzt. Darauf deuten unter anderem große Widerstände bei aktuellen Pumpspeicherprojekten hin, die schließlich wieder zurückgezogen werden mussten, wie am Jochberg in Deutschland oder auf der Koralm in Österreich[23]. Um in der Zukunft Speicherkapazität zu schaffen, bleiben also als wesentliche Optionen einerseits Batteriespeicher und andererseits die Herstellung, Speicherung und Rückverstromung von »grünem Wasserstoff« bzw. von anderen »grünen Gasen« (abgesehen von jetzt noch unbekannten oder vielleicht auch unterschätzten Technologien). 


2.

Für Deutschland liegt die notwendige Speicherkapazität in einem Energiesystem, das zu hundert Prozent auf erneuerbaren Energien beruht, wahrscheinlich im drei- bis vierstelligen Gigawattstunden-Bereich bei Batteriespeichern und mindestens im zweistelligen Terawattstunden-Bereich bei saisonalen Speichermedien wie Wasserstoff oder anderen »grünen Gasen«.

2023 lag die Kapazität von Batteriespeichern in Deutschland bei 11 Gigawattstunden (GWh)[24]. Eine Verzehnfachung auf einen Wert von über 100 GWh oder vielleicht sogar eine Verhundertfachung auf über eine Terawattstunde (TWh) wäre in diesem Bereich denkbar. Batterie- und Pumpspeicher werden nur eine relevante Rolle im Bereich der Kurzzeitspeicherung spielen, also einen Ausgleich zwischen Überschüssen und Defiziten im Zeitraum von Stunden bis zu wenigen Tagen ermöglichen.

Für die Langzeitstromspeicherung mit Wasserstoff (oder anderen »grünen Gasen«) könnte die benötigte Kapazität bei 50 bis 100 TWh liegen (siehe oben). Dieser Wert übertrifft die derzeit vorhandene gesamte Speicherkapazität in Deutschland um mehr als den Faktor tausend[25]. Die hohen Bedarfe für die Langzeitspeicherung sind notwendig, um Dunkelflauten bzw. Perioden mit Versorgungsdefiziten von mehreren Wochen überbrücken zu können. Je mehr das Energiesystem in Richtung einer Vollversorgung mit hundert Prozent erneuerbaren Energien und der damit verbundenen Elektrifizierung geht, desto mehr steigt überproportional der Bedarf für die Stromspeicherung.

 

3.

Der Strombedarf für die Erzeugung von Wasserstoff, der im Bedarfsfall rückverstromt werden soll, dürfte für Deutschland im dreistelligen TWh-Bereich liegen. Wenn man von etwa 100 TWh Wasserstoff für die Rückverstromung ausgeht, wären mindestens 150 TWh Strom für die Erzeugung und Zwischenspeicherung dieser Wasserstoffmenge notwendig[26]. Da derartige Energiemengen nicht unmittelbar vorstellbar sind, ist es sinnvoll, diese in Relation zu anderen Größen zu setzen. Diese 150 TWh entsprechen 29 % des derzeitigen gesamten Bruttostromverbrauchs in Deutschland (2023) oder dem 2,3-fachen Stromverbrauch Österreichs[27].

Es lohnt sich, an dieser Stelle einen Moment innezuhalten und sich die Größenordnungen zu vergegenwärtigen. Um die Menge an Wasserstoff herzustellen, die notwendig wäre, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu garantieren, müsste dafür mehr als das Doppelte der derzeit in Österreich produzierten (und verbrauchten) Strommenge aufgewendet werden. Und die Rückverstromung ist nur einer der zukünftig geplanten Einsatzbereiche von Wasserstoff.

 

4.

In den »Big 5«-Studien wird der Begriff der »Langzeitspeicherung« zumeist vermieden. Daher gibt es dort auch in der Regel keine direkte Unterscheidung zwischen Kurzzeit- und Langzeitspeicherung. Dennoch kommt Wasserstoff als Medium für die Rückverstromung sehr wohl vor und soll für diesen Verwendungszweck in sehr hohen Mengen zum Einsatz kommen. Ob mit dieser Art, die Dinge nicht direkt beim Namen zu nennen, eine bewusste Taktik des »Versteckens und Verschleierns« verfolgt wird, um den sehr hohen Wasserstoffbedarf für die Langzeitstromspeicherung nicht zu sehr hervorzuheben? Darüber lässt sich nur mutmaßen. 

 

5.

Eine etwas eigenwillige Darstellung der Thematik prägt auch offizielle Dokumente. So beschäftigt sich die Stromspeicher-Strategie des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz aus dem Jahr 2023 explizit nur mit Batteriespeichern und Pumpspeicherkraftwerken und gibt auch keine expliziten Mengenziele hinsichtlich des Ausbaus an (Kurzzeit-)Stromspeichern vor[28].

 

6.

Bereits jetzt, wo die Ausbauziele für die Erneuerbaren (Photovoltaik und Windenergie) noch lange nicht erreicht sind[29], wird die Thematik des Umgangs mit temporären Stromüberschüssen immer bedeutender und brisanter. Das hat nicht zuletzt der Sommer 2024 gezeigt, wo das Schlagwort vom »Solarinfarkt« in medialen Überschriften kursierte[30]. Mit diesem Schlagwort wurde darauf angespielt, dass bei sehr hoher Einspeisung aus Photovoltaikanlagen die Verteilnetze diese hohen Strommengen nicht mehr aufnehmen können und so zumindest lokale Zusammenbrüche der Stromversorgung drohen.

Auch wenn wir Polemiken und eventuelle mediale Übertreibungen und Aufregungen einmal beiseitelassen, so weist dies auf eine gravierende Problematik im Hintergrund hin, die sich tendenziell erheblich verstärken wird. Bei einem Erreichen der Ausbauziele für 2035 könnten Photovoltaikanlagen in Deutschland während der Mittagsspitze bis zu dreimal (!) so viel Strom produzieren als zu diesem Zeitpunkt für den Verbrauch benötigt würde[31] (siehe dazu auch Abb. 1). Das sind riesige Überschüsse, die erst irgendwie »weggebracht« werden müssen beziehungsweise im besten Fall möglichst sinnvoll genutzt werden sollten.

 


Abb. 1: Verlauf des Stromverbrauchs (blau) und der Einspeisung aus Photovoltaik (gelb) während einer Woche im Juli 2023. Die strichlierten gelben Kurven zeigen die prognostizierte Einspeisung aus Photovoltaik im Jahr 2029 und im Jahr 2035. Quelle: Seltmann (2024), S. 4


Die Stellungnahme des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) zur Stromspeicher-Strategie merkt dazu an[32]:

»Als erste große Industrienation stehen wir derzeit vor dem Paradigmenwechsel zu einer Lastkurve, die von der fluktuierenden Erzeugung mal unterschritten, immer häufiger aber auch erheblich überschritten wird – längerfristig sogar um ein Vielfaches. Lastflexibilitäten und Stromaustausch mit den Nachbarländern können dieser Herausforderung nur teilweise begegnen und eine Abregelung sollte so weit als möglich und sinnvoll vermieden werden, weil die Energie der Übererzeugungsphasen benötigt wird, um die Erzeugungslücken zu schließen.«

Im Prinzip gibt es vier Möglichkeiten, was mit diesem überschüssigen Strom gemacht werden könnte: Abregelung, Export in Nachbarländer, Betreiben flexibler Verbraucher sowie kurzfristige Zwischenspeicherung, hauptsächlich in Batteriespeichern. Unter den flexiblen Verbrauchern könnten Elektrolyseure einen großen Anteil stellen, die Wasserstoff – unter anderem für die Langzeitstromspeicherung – erzeugen.

Auch wenn vermutlich ein grundsätzlicher Konsens dahingehend besteht, dass möglichst wenig abgeregelt werden sollte, werden voraussichtlich sehr hohe Strommengen abgeregelt werden müssen. Das wird beispielsweise auch durch die Studie »Klimaneutrales Deutschland 2045«, eine der »Big 5«-Studien, bestätigt. Man sieht in Abb. 2 die Aufgliederung des Stromverbrauchs im Jahr 2045 in je einer exemplarischen Winter- und Sommerwoche, wie sie von dem Modell, das der Studie zugrundeliegt, errechnet wurde. In den letzten drei Tagen der Sommerwoche werden sehr hohe Strommengen abgeregelt (die weiße Fläche entspricht dem abgeregelten Strom). Und das, obwohl während dieser Spitzenzeiten auch große Strommengen für den Betrieb von Elektrolyseuren sowie für das Laden von E-Autos und Batteriespeichern[33] verwendet werden sollen.

 


Abb. 2: Stromnachfrage während einer Sommerwoche im (modellierten) Jahr 2045. Weiß: Abgeregelter Anteil, violetter Bereich unten: inflexible Stromnachfrage, Rest: flexible Stromnachfrage. Quelle: Prognos et al. (2021b), S. 40

 

7.

Im antizipierten Stromsystem der Zukunft, das zu hundert Prozent auf erneuerbaren Energien basieren und noch eine Reihe von zusätzlichen Aufgaben (aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung) übernehmen soll, muss eine Vielzahl an Rädchen zusammenwirken und ineinandergreifen, um dieses am Laufen zu halten. Die notwendigen Steuerungsaufgaben und die damit verbundene Komplexität werden erheblich steigen. Es müssen zur richtigen Zeit und in ausreichender Menge und Geschwindigkeit Kurzzeitspeicher be- und entladen werden, wasserstofffähige Gaskraftwerke aktiviert und deaktiviert werden, Elektrolyseure ein- und ausgeschaltet werden, die Batterien von Elektrofahrzeugen be- und entladen werden, Wärmepumpen und andere flexible Verbraucher ein- und ausgeschaltet werden. Auch müssen Vorkehrungen getroffen werden, um in ausreichender Menge und Geschwindigkeit Erzeugungsanlagen abregeln zu können, auch wenn Abregelung grundsätzlich vermieden werden soll.

Ob dies in der Praxis alles so funktionieren wird, wie man das bereits jetzt in Modellrechnungen und Computersimulationen abbilden kann, darf zumindest bezweifelt werden. Was zurzeit beobachtbar ist, ist eher ein Hineinstolpern in diesen angestrebten Wunschzustand des perfekten Zusammenspiels der verschiedenen Flexibilitätsoptionen. Die bisherigen Regulierungen (wie etwa das Erneuerbare-Energien-Gesetz und andere) stammen aus einer Zeit, in der dieses Flexibilitätsdenken noch nicht notwendig war. Die Denkrichtung war ja zunächst: Ausbauen und einspeisen, was geht (und um alles andere kümmern wir uns später). Regulierungen ändern sich bereits und werden sich auch noch in Zukunft ändern (müssen), worauf beispielsweise auch die Diskussion rund um die Stromspeicher-Strategie des BMWK hinweist.

 

8.

Auch andere Optionen der Stromspeicherung sind möglich. Diese werden diskutiert, sind noch in Entwicklung und Erprobung beziehungsweise in einem unterschiedlichen Stadium des technologischen Reifegrades und der Umsetzbarkeit. Zu diesen alternativen Speicheroptionen zählen unter anderem Lagespeicher bzw. Hubspeicherkraftwerke, Ringwallspeicher, Carbonspeicher, Druckluftspeicher und verschiedene alternative Batterietechnologien (alternativ zur momentan dominierenden Lithium-Ionen-Batterie). Auch Wärmespeicher, welche in diesem Kapitel nicht besprochen wurden, können eine bedeutsame komplementäre Rolle spielen, aber Stromspeicher nicht grundsätzlich ersetzen.

In diesem Kapitel habe ich mich bewusst auf die zurzeit aussichtsreichsten Optionen der Stromspeicherung beschränkt. Letztlich muss sich jede Speicheroption verschiedenen Fragen stellen und sich in verschiedener Hinsicht bewähren: Wie hoch ist der Gesamtwirkungsgrad? Wie hoch ist die Energiedichte? Wie hoch ist der Aufwand (monetäre Kosten, Energie- und Materialbedarf) zum Herstellen der Speicher? Werden seltene oder umweltschädliche Materialien benötigt? Welche Speicherkapazitäten in Summe lassen sich damit realistisch erreichen? Wie rasch oder wie einfach kann eine Skalierbarkeit und Integrierbarkeit in das Gesamtsystem gelingen? Welche der alternativen Optionen sich eventuell durchsetzen werden und welche Überraschungen es in dieser Hinsicht noch geben wird, darüber kann jetzt nur spekuliert werden.

 

9.

Im Zweifelsfall dürfte die Versorgungssicherheit einen höheren Stellenwert als der Klimaschutz und der damit verbundene möglichst rasche Abbau fossiler Kraftwerkskapazitäten haben. Darauf weist Anna Veronika Wendland in »Atomkraft? Ja bitte!« hin. Sie schreibt am Ende des Abschnitts »Zur Systemsicherheit der Energiewende«[34]:

»Ich wiederhole an dieser Stelle aber meine generelle Einschätzung: Auch wenn die Systemsicherheit und das Blackout-Risiko hier um der Vollständigkeit der Abwägung willen diskutiert werden, glaube ich, dass die Verantwortlichen alles tun, um einen solchen Fall nicht eintreten zu lassen. Sie werden also im Zweifelsfall immer die Versorgungs- und Netzsicherheit vor das Erreichen von Klimazielen stellen. Das ist aber auch die Lebensversicherung für Kohle und Erdgas, die viel länger gilt als es die heutigen Ausstiegspläne suggerieren. Wir können also in eine Situation geraten, wo wir in der Gewissheit Strom verbrauchen werden, dass wir entweder unsere Klimaziele reißen oder unsere Sicherheit, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt akut gefährden. Ein klassisches Dilemma.«

Sollte es trotz dieser Prioritätenreihung dennoch zu einem Blackout kommen und würde dieser mit der Energiewende ursächlich in Zusammenhang gebracht werden können, wäre der Imageschaden für diese selbstredend massiv.


Literatur

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2023): Stromspeicher-Strategie. Handlungsfelder und Maßnahmen für eine anhaltende Ausbaudynamik und optimale Systemintegration von Stromspeichern, https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/S-T/stromspeicherstrategie-231208.pdf?__blob=publicationFile&v=8 (abgerufen am 14.10.2024)

Kopernikus-Projekt Ariadne (2021a): Ariadne-Report: Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045. Szenarien und Pfade im Modellvergleich https://doi.org/10.48485/pik.2021.006, https://ariadneprojekt.de/media/2022/02/Ariadne_Szenarienreport_Oktober2021_corr0222.pdf (abgerufen am 9.3.2024)

Ruhnau Oliver, Qvist Staffan (2022): Storage requirements in a 100% renewable electricity system: extreme events and inter-annual variability, Environmental Research Letters 17 (2022) 044018, https://doi.org/10.1088/1748-9326/ac4dc8 (abgerufen am 2.6.2025)

Schill Wolf-Peter, Zerrahn Alexander, Kemfert Claudia, von Hirschhausen Christian (2018): Die Energiewende wird nicht an Stromspeichern scheitern, DIW Berlin – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DIW aktuell Nr. 11, 7. Juni 2018, https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.591369.de/diw_aktuell_11.pdf (abgerufen am 15.9.2024)

Seltmann Thomas (2024): Stellungnahme des BSW – Bundesverbandes Solarwirtschaft zum Entwurf für eine Stromspeicher-Strategie des BMWK, https://www.bundestag.de/resource/blob/988014/1f56b5227703dba50d0c8d03c6d19fd4/20-25-559_Stellungnahme_SV_Thomas-Seltmann.pdf (abgerufen am 17.10.2024)

Sinn Hans-Werner (2017): Buffering volatility: A study on the limits of Germany’s energy revolution, European Economic Review 99 (2017), S. 130–150, https://www.hanswernersinn.de/sites/default/files/2017%20Buffering%20Volatility%20EER%2099%202017.pdf (abgerufen am 2.6.2025)

Wendland Anna Veronika (2022): Atomkraft? Ja bitte! Klimawandel und Energiekrise: Wie Kernkraft uns jetzt retten kann, Quadriga Verlag.



[1] Sinn (2017)

[2] Daneben behandelt Sinn eine Reihe weiterer Fragestellungen mit »Gedankenexperimenten« wie etwa den hypothetischen Fall eines umfassenden Stromverbunds zwischen Deutschland und Norwegen.

[3] Sinn geht von einer Gesamteffizienz (»Round-Trip-Efficiency«) von Pumpspeicherkraftwerken von 75 Prozent aus (Sinn 2017, S. 140). Diese Gesamteffizienz ergibt sich aus der Inputeffizienz (81 % des Stroms werden in die potenzielle Energie des hoch gepumpten Wassers umgewandelt) und der Outputeffizienz (92,6 % der potenziellen Energie des gepumpten Wassers werden wieder zurück in Strom umgewandelt).

[4] Sinn (2017), S. 132

[5] Siehe z.B. http://kein-psw.de/ (Homepage einer Bürgerinitiative gegen das Pumpspeicher-Kraftwerk am Jochberg, abgerufen am 15.9.2024). Im September 2014 wurde auf dieser Homepage ein Zeitungsartikel mit dem Titel »Kein Kraftwerk am Jochberg« zitiert.

[6] https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/energieverbrauch-nach-energietraegern-sektoren (abgerufen am 30.5.2025)

[7] Schill et al. (2018), S. 1, Hervorhebung durch den Autor

[8] Der Anteil von 90 Prozent der fluktuierenden Erneuerbaren Wind und PV entspricht in etwa einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien in der Stromproduktion. Die restlichen 10 Prozent würden durch die nicht bzw. weniger fluktuierenden »anderen Erneuerbaren« (Biomasse, Wasserkraft, Abfälle) gedeckt. Bei Sinn liegt der Anteil dieser »andern Erneuerbaren« bei 11 Prozent. Alle Zahlen in diesem Abschnitt gelten – sofern nicht explizit anders dargestellt – modellhaft für Deutschland.

[9] Siehe Kap. »Wasserstoffwirtschaft, Flexibilitäten und Energieimporte«,Teil 2.

[10] Das DIW geht beispielhaft von einer Wasserstoff-Elektrolysekapazität von 50 GW, die mit 2.000 Volllaststunden betrieben wird, aus. Es gibt keine Angaben in dem Artikel des DIW, wieviel von den 100 TWh wieder zum Ausgleich von Versorgungsdefiziten rückverstromt werden sollen.

[11] Ruhnau/Qvist (2022)

[12] Beruhend auf historischen Werten und Trends, beispielsweise wird keine große Steigerung der Energienachfrage unterstellt.

[13] Im Artikel wird nicht erwähnt, wie die relativ hohe Kapazität (1,3 TWh) von Pumpspeichern realisiert werden soll, die ja zurzeit nur bei 0,038 TWh in Deutschland liegt. Möglicherweise sind in dieser Zahl Importe aus dem benachbarten Ausland (Österreich, Schweiz) und aus Norwegen inkludiert.

[14] Genau genommen mit CCGT (Combined Cycle Gas Turbines).

[15] Ruhnau/Qvist (2022), S. 12

[16] ebd., S. 4

[17] Genau genommen müsste man auch die zukünftige Rolle von Wärmespeichern mitthematisieren. In diesem Abschnitt liegt der Fokus auf den Stromspeichern, deren (ausreichende) Bereitstellung schon kritisch genug ist.

[18] Kopernikus-Projekt Ariadne (2021a), S. 206, S. 193

[19] ebd., S. 193

[20] Ein kleinerer Teil des für den Energiewirtschafts- bzw. Umwandlungssektor vorgesehenen Wasserstoffs könnte auch für die Fernwärmeversorgung eingesetzt werden.

[21] Ruhnau/Qvist (2022), S. 4

[22] Genau genommen handelt es sich dabei zumeist um Lithium-Ionen-Akkumulatoren. »Ein Batteriespeicher, auch als Solarbatterie, Solarakkumulator oder Hausspeicher bezeichnet, ist ein stationärer Energiespeicher auf Basis eines Akkumulators und/oder eines Kondensators.« (https://de.wikipedia.org/wiki/Batteriespeicher, abgerufen am 3.6.2025)

[23] »Pumpspeicherkraftwerk Koralm vom Tisch«, https://steiermark.orf.at/stories/3214488/ (abgerufen am 3.6.2025)

[24] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) (2023), S. 9

[25] 2023 betrug die gesamte Kapazität an Stromspeichern in Deutschland ca. 50 GWh, davon 39 GWh in Pumpspeicherkraftwerken und 11 GWh in Batteriespeichern (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/FAQ/Stromspeicher-Strategie/faq-stromspeicher-strategie.html, abgerufen am 14.10.2024).

[26] Bei einem angenommenen (optimistischen) Wirkungsgrad für Elektrolyse, Transport und Speicherung des Wasserstoffs von 67 Prozent.

[27] Die Bruttostromerzeugung in Österreich lag 2022 bei 233 Petajoule (1015 Joule) bzw. 64,7 TWh (BMK (2024), S. 16). Bruttostromerzeugung und Bruttostromverbrauch sind in etwa gleich groß.

[28] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (2023)

[29] Zu den Ausbauzielen für Deutschland siehe Teil 2, Kap. »Erneuerbare ausbauen, ausbauen, ausbauen ...«

[30] So lautete etwa am 30. Juli 2024 im Handelsblatt eine Artikelüberschrift: »Energie: Angst vor Solar-Infarkt: Stromnetz-Betreiber fürchten Blackouts«, https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/energie-angst-vor-solar-infarkt-stromnetz-betreiber-fuerchten-blackouts/100051643.html (abgerufen am 3.6.2025)

[31] Seltmann (2024), S. 4

[32] ebd.

[33] Farbcodes der flexiblen Verbraucher: Hellblau: E-Mobilität inflexibel; dunkelblau: E-Mobilität flexibel; mittelblau: Elektrolyseure; dunkelgrau: Batterie- und Pumpspeicher.

[34] Wendland (2022), S. 96

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